Ihr braucht mal wieder frisches Lesefutter? Hier meine persönlichen Empfehlungen für euch :-)
Platz 1: Schiffbruch mit
Tiger (Yann Martel)
Ein Junge, ein Rettungsboot, ein Tiger und der Ozean. Das sind die Zutaten für das in meinen Augen beste Buch aller Zeiten. Yann Martel nimmt den Leser mit auf eine Reise durch das moderne Indien, die Welt der Tiere und des Glaubens. Eine Reise, die unwahrscheinlich beginnt und noch unwahrscheinlicher endet. Der Schluss stellt dann alles noch einmal auf den Kopf. Die Hauptfigur Pi ist auf eine so bezaubernde Weise kindlich-naiv und doch weise, dass man ihm am liebsten noch viele weitere Bücher lang folgen würde.
Platz 2: Der Krieg mit den Molchen
(Karel Capek)
Die Geschichte beginnt grotesk: Ein Kapitän entdeckt bei einer unerforschten Insel eine Molchart, die bis dahin abgeschieden von menschlichen Einflüssen lebte. Diese Molche sind nicht nur sehr klug und handwerklich begabt, sondern auch noch strebsam und zeigen keinerlei Hang zur Aggressivität.Schnell entdeckt man, wie wunderbar sie sich als billige Arbeitskräfte einsetzen lassen.
Eine erschreckend realistische Wirtschaftsdystropie, die schon lange vor der Finanzkrise zeigte, wohin uns
der Kapitalismus im schlimmsten Fall führen kann.
Platz 3: Ein Hemd des 20.
Jahrhunderts (Yann Martel)
Zu Beginn ein sperriges Buch, auf das man sich einlassen muss, um wirklich Zugang zu finden. Dann aber
entfaltet die Geschichte rund um Henri, den Schriftsteller und Henri, den Tierpräparator, der ein Theaterstück über zwei Tiere schreibt, welche "die Gräuel" erlebt haben, eine unheimliche
Sogwirkung. Spätestens ab der zweiten Hälfte kann man sich der Eindringlichkeit von Yann Martels Schilderungen kaum mehr entziehen. Dieses Buch behandelt ein Thema, das schon gefühlte tausend Mal behandelt wurde, aber nie hat eine Schilderung mich
dermaßen erschüttert.
Ein Buch, das
einen sprachlos zurücklässt.
Platz 4: Küsschen, Küsschen! (Roald
Dahl)
Ich liebe gute Kurzgeschichten und die besten Kurzgeschichten der Welt stammen aus der Feder von Roald Dahl. In "Küsschen, Küsschen!" sind elf davon versammelt.
Einige sind erschreckend, einige absurd, aber immer steckt eine große Portion schwarzer Humor in ihnen. Obwohl Dahls Geschichten oft schon sehr alt ist, haben sie bis heute nichts an Kraft verloren.
Dahl schreibt mit Witz und Hintersinn, und er ersinnt Pointen, die sich mir für immer ins Gedächtnis geprägt
haben.
Platz 5: Picknick am Wegesrand
(Arkadi Strugatzki)
Eine etwas andere Geschichte des Zusammentreffens der Menschheit mit Außerdirischen. Weit entfernt von Hollywood-Pathos a la Krieg der Welten oder Independence Day wird ein gar nicht so unlogisches Szenario erschaffen, wie der erste Kontakt mit Wesen einer anderen Galaxis ablaufen könnte und welche Folgen es für die Menschheit haben könnte.
Im sehr interessanten Nachwort wird das Werk in die ScienceFiction-Literatur eingeordnet und offenbart seine philosophischen Züge.
Platz 6: Das Gleichgewicht der
Welt: Roman
"Das Gleichgewicht der Welt" ist nicht eines von diesen austauschbaren Indien-Büchern. Hier stehen die Schicksale von vier Personen vor dem Hintergrund der Zustände im Indien des 20.Jahrhunderts im Mittelpunkt. Angesichts der selbstverständlichen Grausamkeit möchte man das Buch stellenweise empört bei Seite legen, doch dann wird man wieder von neu aufkeimender Hoffnung und Menschlichkeit gepackt, und hofft bis zum Schluss auf ein gutes Ende.
Der Titel führt bewusst in die Irre, denn im Gleichgewicht ist in dieser Welt gar nichts ...
Platz 7: Unten am Fluss -
'Watership Down'
Wie sieht eine perfekte Gesellschaft aus? Diese Frage stellt sich zwangsläufig bei der Lektüre von "Watership Down". In dem Buch sucht eine Gruppe Kaninchen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, nach dem Utopia, wo sie fortan leben wollen. Neben der vordergründigen Handlung gibt es dabei viel zwischen den Zeilen zu lesen - vor dem geschichtlichen Hintergrund der Entstehung des Romans; des Kampfes zwischen Sozialismus und Kapitalismus und der Suche nach dem "perfekten" System.
Platz 8: Das Mädchen (Stephen
King)
"Das Mädchen" ist mein Lieblingsbuch von Stephen King, weil es ohne Monster und Aliens auskommt. Ein Mädchen verirrt sich im Wald und versucht, wieder herauszufinden - das ist auch schon die ganze Handlung. Dennoch schafft die Geschichte von Trisha es, von Anfang bis Ende spannend zu bleiben. King spielt geschickt mit den Hoffnungen und Ängsten der Leser und konfrontiert das Mädchen mit seinen dunkelsten Ängsten.
Platz 9: Gottes Werk und Teufels
Beitrag (John Irving)
Die Geschichte um ein Waisenhaus, einen Äther-süchtigen Arzt und seinen Schützling ist seit der gleichnamigen Verfilmung wohl fast jedem bekannt. John Irving versteht es, den Leser an den moralischen Zweifeln seiner Figuren teilhaben zu lassen und zeichnet so sehr vielschichtige, glaubhafte Charaktere. Ein Stück Weltliteratur, das diesen Namen verdient.
Platz 10: In der Strafkolonie (Franz
Kafka)
Dass Franz Kafka verstörend ist, ist kein Geheimnis. Seine Geschichte "In der Strafkolonie" ist aber selbst für Kafkas Verhältnisse harter Tobak. Die Bilder, die einem hier in den Kopf gepflanzt werden, wird man so schnell nicht mehr los. Gleichzeitig stellt das Buch wichtige Fragen, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben - wie reagiert ein "zivilisierter" Mensch auf Barbarei?
Die Comic-Adaption macht die Geschichte noch greifbarer und damit noch verstörender.